Ausgehend von Andrea Mantegnas camera picta und dem Text Det malede værelse von Inger Christensen frage ich mich: Wie funktioniert arrangierte Ehe heute? Wonach suchen wir in einem geeigneten Partner und wo suchen wir? Welche Plattformen bedienen unsere Sehnsüchte? Wie gehen Games und Online-Partneragenturen mit dem Wunsch nach Nähe und Partnerschaft um? Wie nimmt man Elemente aus der digitalen Partnersuche und transferiert diese wieder in ein analoges Medium? Ist das überhaupt zielführend?
Zu diesen Fragen habe ich unterschiedliche Versuche angestellt, welche am 28. Juni 2016 um 18:00 am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Karl-Schweighofer-Gasse 3 präsentiert wurden
Online Dating im Test
Natürlich habe ich zuerst selbst Dating-Games getestet. Ebenso selbstverständlich gab es eine öffentliche live-Übertragung. Somit konnte das Internet wie Big Brother an meinem Versuch Teil haben und mit fiebern.
Ein Video der Arbeiten ist bei der Ausstellung zu sehen.
(Ver)führer zum Glück
Ein Game bietet praktische Tipps und Anweisungen, welche sich mit den Eigenheiten der Partnersuche im Internet auseinander setzen.
Das Spiel ist noch unvollständig, kann aber hier bereits als Text-Adventure angespielt werden:
In love with myself
Grundvoraussetzung dafür, glücklich zu sein und zu werden ist bekanntlich, sich selbst zu lieben.
Wem das schwer fällt, kann sich hier ein Glückstagebuch runterladen.
Dinner mit Fragenmenü
Anhand von 36 Fragekärtchen lädt eine interaktive Installation zu einem Fragenmenü ein, bei welchem man andere Besucher der Ausstellung kennen und lieben lernt.
Im Internet kursiert eine Studie von Arthur Aron, welche verspricht, dass sich zwei Beteiligte nach dem gegenseitigen Beantworten von 36 Fragen in einander verlieben.
Während der Ausstellung war diese Station durchgehend besetzt. Ob sich jemand tatsächlich verliebt hat?
Überlegungen
Von arrangierten und strategischen Ehen hat sich unsere Gesellschaft ein ganzes Stück weit wegbewegt. Die Liebesheirat mit viel Romantik und Gefühl ist das geworden, was früher aus Vernunft und Pflichtgefühl vollzogen wurde.
Wo befinden wir uns heute? Der Druck aus Liebe heiraten zu müssen und glücklich mit einem Partner zu werden führt dazu, eventuell gar nicht zu heiraten und diesem Irrsinn zu trotzen oder sich minderwertig zu fühlen, wenn man keinen geeigneten Partner_keine geeignete Partnerin finden kann.
Heute lassen wir uns wieder gerne verkuppeln. Wir bezahlen Partnervermittlungsagenturen und Web-Plattformen um jemanden zu finden, mit dem wir glücklich werden. Jedes dritte Paar entstammt einer Internet-Bekanntschaft. Menschen, die sich unter anderen Umständen niemals kennen gelernt hätten, führen glückliche Ehen und gründen Familien.
Vor vertrauen darauf, dass andere den Partner_die Partnerin für uns finden, die genau zu uns passt, überlassen nichts dem Zufall, machen psychologische Persönlichkeitstest um die perfekten Ergebnisse zu erzielen. Wir sehnen uns nach Sicherheit.
In diesem Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach bedingungsloser Liebe und nach verantwortungsbewusst getroffenen Lebensentscheidungen befinden wir uns.